Boxenstopp

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Ich finde, dass unsere Beziehung zu kurz kommt und das Leben an uns vorbeirauscht. Wir sind beide im Dauerstress. Die kleinen Lücken im Kalender, die wir eigentlich als besondere Zeit für unsere Beziehung reserviert haben, reichen nicht aus, weil doch immer was dazwischen kommt, jeder einzelne sie eigentlich für sich persönlich zum Regenerieren braucht und wir uns vor lauter Erschöpfung gar nicht angemessen aufeinander beziehen und einlassen können…

Das ist eine zutreffende Beschreibung für Partnerschaften, die aus der Balance gekommen sind, wenn die jeweiligen Akteure nicht nur temporär gestresst und erschöpft sind, sondern chronisch ihr persönliches inneres Gleichgewicht verloren haben. Mit chronischem Stress ist nicht nur der Organismus eines Menschen überfordert, sondern auch jede Beziehung. Auch wenn die Liebe des Partners sicher und die Beziehung stabil ist, besteht trotzdem die Gefahr, dass die Partnerschaft vor die Wand gefahren wird, weil sie im Alltag nicht mehr ausreichend von den jeweiligen Partnern priorisiert wird. Das Ergebnis ist immer gleich. Entweder kracht es dann irgendwann in der Beziehung oder beim jeweiligen Partner, da er kraft- und freudlos, schlimmstenfalls sogar krank wird. Im Grunde nichts Neues. Wir wissen alle, was nicht gesund ist und uns persönlich und unserer Beziehung nicht gut tut. Trotzdem drehen wir uns weiter im Hamsterrad, hoffen, es wird schon gut gehen – und warten auf bessere Zeiten. Eine einfache Lösung gibt es nie, da zu viele berufliche und private Herausforderungen gemeistert werden müssen. Manchmal gewöhnen wir uns daran, dass unser Leben oder unsere Beziehung so ist. Wirklich zufrieden sind wir aber nicht. Was kann man machen? Ich empfehle einen Boxenstopp. Halten Sie das Hamsterrad an. Überprüfen Sie für sich alleine oder mit Ihrem Partner, was Ihnen nicht (mehr) gut tut. Was macht in Ihrem Leben keinen Sinn mehr? Woran halten Sie persönlich oder als Paar immer noch fest, obwohl es sich für Ihr (gemeinsames) Leben als ungünstig erweist? Woran und warum haben Sie sich an etwas gewöhnt, was Ihnen einzeln oder zusammen nicht (mehr) gut tut? Was kann der erste kleine Schritt einer positiven Veränderung sein? Wie sehen Folgeschritte aus? Schließen Sie auch größere Veränderungen nicht von vornherein aus. Bleiben Sie unbedingt am Thema dran, auch und gerade, weil keine Zeit dafür vorhanden ist.