Töpfe und Deckel

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Vor zehn Jahren habe ich noch geglaubt, dass irgendwann der richtige Mann kommt. Aber ich verliebe mich immer in die Falschen. Entweder sind sie schwul, verheiratet oder total chaotisch, haben ein Suchtproblem oder leben am anderen Ende der Welt. Ich habe gar keine Lust mehr auf die Suche zu gehen, nur um wieder enttäuscht zu werden ...

Eine sichere Option für ein Partnerglück gibt es nicht. Trotzdem habe ich wiederholt beruflich und privat beobachtet, dass auch selbst sehr originelle Menschen ihren Partner oder ihre Partnerin gefunden haben, obwohl man von ihnen fast schon boshaft annahm, dass sie „schwer vermittelbar“ seien. Anderen vermeintlich leicht Vermittelbaren gelingt es dagegen nicht, weil sie im Meer der Beziehungssuchenden konsequent daneben fischen. Wenn ich mich aber immer wieder in Menschen verliebe, die nicht für eine Partnerschaft zur Verfügung stehen, weil sie zum Beispiel eine feste Beziehung haben oder aus anderen „hoffnungslosen Gründen“ nicht in Frage kommen, dann könnte man nach diversen Wiederholungen auch sein „Beuteschema“ überdenken, bevor man sich das nächste Mal wieder mit sämtlichen Emotionen einlässt und sich garantiert wieder unglücklich macht – oder sich eben lebenslang für sein eigenes Beziehungsglück verweigert. So blockieren sich Betroffene für ihr Liebesglück: Positiv bei obigem Muster ist ja immer, dass ich äußerlich selbst keinen Anteil daran habe, dass es mit einer Beziehung nicht klappt, sondern immer die anderen oder die schlechte Ausgangslage. Ich bin dann quasi perfekt und muss mich deshalb auch nicht mit mir und meiner Geschichte auseinandersetzen, weil das Schicksal es ja stets schlecht mit mir meint. Dahinter steht aber oft die Angst, die man selber nicht wahrhaben möchte. Nämlich die Angst vor Nähe: sich auf eine feste Partnerschaft einzulassen, sich zu öffnen und Gefahr zu laufen, verletzt zu werden. Manchmal ist es auch die Angst, sich selbst nicht wertvoll genug für eine Beziehung zu fühlen, es nicht wert zu sein, geliebt zu werden. Es fehlt manchmal der Mut, sich mit Menschen einzulassen, die tatsächlich für eine Beziehung bereit sind und die einem wehtun könnten, weil Liebe Höhen und Tiefen hat und somit auch wehtun kann und darf.