Überfordert?

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Wir streiten uns viel und heftig. Es geht oft um Enttäuschungen beim Alltäglichen wie: „Schön, dass Du wieder nicht den Müll herausgebracht hast!“ oder „Typisch, dass Du nicht daran gedacht hast, den Handwerker anzurufen!“ oder „Immer kommst Du zu spät!“ Wir schreien uns an, machen uns gegenseitig Vorwürfe und klären nichts, weil jeder sich verteidigt, indem wir aufzählen, was der andere in der Vergangenheit alles falsch gemacht oder nicht erledigt hat. Das ist anstrengend...

…und führt in den meisten Fällen zu nichts. Bestimmte Vorhaltungen und Forderungen an den Partner/die Partnerin mögen vielleicht berechtigt sein, aber sie werden oft nicht geklärt, weil sie nicht richtig miteinander besprochen werden und einander nicht zugehört wird. Schmerz und Unverständnis bleiben in uns. Normalerweise wählt man sich keinen Partner aus, der ausschließlich „faul, egoistisch, vergesslich und gleichgültig“ ist. Zu Beginn einer Beziehung werden einem sogar sämtliche Wünsche von den Lippen abgelesen. Aber dann kommt der Alltag, das Zusammenleben, vielleicht Kinder, berufliche und andere Herausforderungen. Oftmals das Ergebnis: eine individuelle Überforderung, die vielen Rollen wie liebender Partner, Berufstätiger, Haus- und Gartenbesitzer, Freund, Kollege, Sportler, Hobbyfotograf usw. unter ein Dach zu bekommen. Schön wäre es, wenn Überforderungen erkannt, eingestanden und gemeinsam angesprochen werden. Der Gebrauch einfacher Regeln kann dabei enorm dazu beitragen, dass Konflikte nicht ausufern und ungeklärt bleiben. Deshalb empfehle ich folgende Sprachregeln: „Ich“-Gebrauch (nicht per „Man“/“Wir“ sprechen) – Eigene Gefühle und Bedürfnisse aussprechen – Konkrete Situation benennen (Eigenen Anteil sehen) – Konkretes Verhalten benennen (Auch hier eigenen Anteil sehen) – Und unbedingt: Beim Thema bleiben, nicht abschweifen und Vergangenes aufwärmen. Mindestens ebenso wichtig sind die Zuhörregeln: Aufnehmendes Zuhören und Ausreden lassen – Nachfragen, wenn etwas nicht verstanden wurde, um Differenzierungen bitten – Offene Fragen stellen (Was brauche ich noch, um verstehen zu können?) – Achtsam miteinander umgehen, Loben nicht vergessen – Keine Interpretation des Anderen, d. h. keine Schlussfolgerungen ohne Rückfragen, ob das Anliegen/die Handlung des Anderen richtig verstanden wurde – Eigene Gefühle rückmelden. Gutes Gelingen.