Wiedervorlagen bei Untreue

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Ich habe vor etwa 10 Jahren meine Frau betrogen. Irgendwie haben wir meinen Fehltritt verdaut und sind ein Paar geblieben. Wir haben eigene Kinder bekommen und ein Haus gekauft und leben eine ganz normale Beziehung. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass meine Frau mir heute noch mein Fehlverhalten von damals vorwirft. Darauf habe ich keine Lust mehr…

Untreue verletzt und kränkt Betrogene immens. Der erlittene Vertrauensbruch stellt oftmals alles Vorherige in der Beziehung infrage. Und Untreue ist immer ein Zeichen dafür, dass etwas in der Beziehung gefehlt hat, bzw. nicht so war, wie es für beide gut gewesen wäre, und man als Einzelner oder Paar nichts dagegen unternommen hat! Die Gründe für Untreue sind verschieden. Und wie Untreue definiert ist, ist vom jeweiligen Paar abhängig. Wenn es zu Untreue gekommen ist, dann ist es wichtig, dass derjenige, der betrogen wurde, alles im Zusammenhang mit der Untreue, also auch über den Liebhaber oder die Liebhaberin, erfragen und erfahren darf. Hier hapert es sehr oft im Prozess der gemeinsamen Aufarbeitung, weil der untreue Partner oftmals nur das Nötigste erzählen möchte, um nicht noch mehr zu verletzen und/oder um sich selbst zu schützen. Um die Krise zu bewältigen, sollte jedoch alles auf den Tisch kommen, und es darf an Aufrichtigkeit nicht fehlen. Sonst kann kein Vertrauen wieder aufgebaut werden. Dies braucht seine Zeit. Der oder die Untreue muss die Verantwortung für sein oder ihr Verhalten übernehmen, um Entschuldigung bitten und durch Taten zur Wiedergutmachung beitragen. Der Betrogene muss die innere Bereitschaft zum Verzeihen mitbringen. Damit dass Paar zur Ruhe kommen kann und es nicht noch nach Jahren zu Vorwürfen wie „Du warst ja damals untreu…!“ kommt, empfehle ich Paaren einen Zeitraum zu vereinbaren, in dem der Betrogene klagen, weinen, schimpfen, Vorwürfe machen etc. darf. Danach sollte diese Phase der Klärung und Aufarbeitung tatsächlich z. d. A. (zu den Akten) gelegt werden. Bei anhaltenden „Wiedervorlagen“ ist es ratsam, zur Klärung professionelle Hilfe von außen hinzuzuziehen, denn es ist meist ein Hinweis dafür, dass Paare mit dieser Episode nicht richtig umgegangen sind.