Partnerschaft im Alter

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Wir führten immer eine glückliche Beziehung ohne nennenswerte Sorgen und Krisen. Doch seit einiger Zeit ist vieles anders: Mein Mann (70 Jahre) hat starke Bewegungseinschränkungen, chronische Herzprobleme und hört nicht mehr gut. Das hat unser Leben verändert. Er ist frustriert über seine gesundheitliche Situation und ich bin es, wenn ich ganz ehrlich bin, auch, denn ich bin noch sehr fit und aktiv. Trotzdem liebe ich meinen Mann und möchte ihn unterstützen. Aber er zieht sich zurück, reagiert gereizt und spricht nicht mit mir über unsere neue Situation und seine Gefühle.

Die Reaktion ihres Mannes aufgrund seiner Erkrankungen ist nachvollziehbar. Körperliche Veränderungen, Krankheiten führen zu unschönen Gefühlen von Ohnmacht, Hilflosigkeit, Scham, Angst, Trauer usw. Vieles nicht mehr so gut zu können wie früher, das Wissen darüber, dass einiges auch nicht mehr viel besser wird, kratzt massiv am Selbstwertgefühl. Wenn dann die Partnerin noch wesentlich vitaler ist, wird es für den Partner nicht einfacher. Die Übereinstimmung von Bedürfnissen, Wünschen und Interessen – nicht zuletzt im Hinblick auf Ruhebedürfnisse und (Freizeit-)Aktivitäten – wird unter Umständen geringer. Es kann zu einer Rollenveränderung kommen. Der Gesunde nimmt die Rolle des starken, stützenden Parts ein, der Kranke fühlt sich abhängig, vielleicht sogar als Belastung. Beide haben ihre Ängste und Sorgen, fühlen sich von Gedanken und Gefühlen innerlich oftmals zerrissen. Es ist notwendig, darüber in den partnerschaftlichen Austausch zu kommen: Auch mit körperlichen Einschränkungen und chronischen Krankheiten ist eine erfüllte Partnerschaft möglich, denn ein neues Zusammenleben, in dem die Liebe größer ist als die Krankheit, kann erlernt werden. Vielleicht machen Sie den ersten Schritt auf Ihren Mann zu. Sie müssen dabei nicht die Krankheit in den Mittelpunkt stellen, sondern sich zu Ihrem Mann bekennen, denn ein kranker Partner ist oft geplagt von der großen Angst, nicht mehr attraktiv zu sein.