Auf ein Wort: Drohung

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Meine Freundin und ich haben Auseinandersetzungen. In vergangenen Streitgesprächen hat meine Freundin zunächst immer die Frage gestellt, ob unsere Beziehung überhaupt noch Sinn macht. In letzter Zeit droht sie aber konkret, mich zu verlassen, wenn ich mich nicht in bestimmten Bereichen verändere. Das löst in mir eine Mischung aus Angst, Wut und Ohnmacht aus…

Eine Drohung ist eine glaubhafte Ankündigung von unangenehmen Maßnahmen gegen jemanden, um ihn in seiner Handlungsweise zu beeinflussen, so ähnlich steht es bei Wikipedia. Drohungen sollen die Wirkung haben, den Adressaten einzuschüchtern, so ähnlich steht es im Duden. 

Ihre Gefühle sind gut nachzuvollziehen. In einer Liebesbeziehung sollten Drohungen nicht vorkommen, weil sie den Charakter einer emotionalen Erpressung haben. Wer möchte ernsthaft seinen Liebsten erpressen, wer von seinem gleichberechtigten Partner erpresst werden? Trotzdem möchte ich die Drohung nicht verteufeln, denn eine Drohung ist auch immer ein Hilfeschrei. Also ein Ausdruck von Verzweiflung, weil ich mich nicht verstanden und ernst genommen fühle. Oder sie wird als (letztes) Mittel eingesetzt, um elementarste Interessen zu vertreten und zu verteidigen, weil ich mich ansonsten handlungsunfähig, hilflos und eventuell auch abhängig vom anderen fühle. Trotzdem sind Drohungen in einer Liebesbeziehung alles andere als wirklich konstruktiv.

Um bestimmte (Dauer-)Konflikte,  also „heiße Eisen“,  in einer Liebesbeziehung wirklich gemeinsam zufriedenstellend und nachhaltig  bearbeiten und klären zu können, brauchen Paare immer die Sicherheit, dass keiner der Partner in diesen schwierigen und langanhaltenden Konfliktphasen die Flinte ins Korn wirft – auch bei scheinbar unlösbaren oder nicht schnell abstellbaren Problemen. Erst mit dieser Gewissheit können sich beide Partner auf den Weg machen, ihre Anliegen auszuhandeln.