Liebeskummer!

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Vor acht Wochen hat sich meine Partnerin überraschend von mir getrennt. Meine Welt ist zusammengebrochen. Ich war nicht arbeitsfähig und fühlte mich wie in einem schlechten Film. Die Entscheidung meiner Partnerin konnte ich nicht „für wahr halten“. Mittlerweile bewältige ich wieder einigermaßen meinen Alltag. Aber wenn am Abend oder Wochenende Ruhe einkehrt, fühle ich mich unvollständig und leer. Neben meiner Trauer ist diese „Leere“ das Schlimmste …

Zu jeder Trennung gehört Trauer. Diese Phase ist unterschiedlich lang und muss durchlitten werden. Schmerz, Wut, Nichtwahrhabenwollen, Angst, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit zählen dazu. Ebenso das Gefühl der absoluten Leere und Sinnlosigkeit. Damit es zur Akzeptanz, Neuorientierung und schließlich zur Rückgewinnung von eigener Lebensqualität kommen kann, müssen Betroffene eine Erkenntnis gewinnen, die im totalen Gegensatz zur eigenen Wahrnehmung und den eigenen Wünschen steht: die Erkenntnis, dass der Ex-Partner oder Ex-Partnerin nicht das einzige Glück auf Erden bietet. Die Beschäftigung mit der eigenen Leere gehört dazu: Was fehlt mir wirklich? Was kann ich auch alleine leben? Was konnte ich in der Beziehung nicht leben und habe es sogar für die Liebe aufgegeben? Welche ureigenen Persönlichkeitsanteile kann ich wiedergewinnen und für mich nutzen? Der Partner/die Partnerin macht einen wichtigen Teil des eigenen Lebens aus. Er/Sie darf aber nie alles sein und alles sein müssen. Gegen die Leere hilft die Suche nach der eigenen und selbstständigen Identität. Wenn man sie wiederentdeckt hat, endet nicht automatisch der Liebeskummer, aber er verblasst, weil man sein eigenes Leben wieder zu genießen lernt.