Auf ein Wort: „Besucherritze“

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Unser Sohn (bald 2) schläft zwar wunderbar in seinem Bettchen und Zimmer ein, aber nachts wacht er manchmal auf und wechselt dann zu uns ins Schlafzimmer. Alle Versuche, ihn dazu zu bringen, in seinem Bett weiterzuschlafen, hatten keinen Erfolg. Er lässt sich nachts nur in unserem Bett beruhigen. Persönlich finde es nicht so dramatisch. Aber mein Mann ist darüber zunehmend genervt. Er ist der Ansicht, dass wir unseren Sohn zu sehr verwöhnen. Vielleicht ist mein Mann aber auch eifersüchtig?

Glückwunsch! Sie und Ihr Mann können froh sein, dass Ihr Sohn in seinem Kinderbett und -zimmer einschläft. Dass Kinder nicht durchschlafen, ist nicht ungewöhnlich. Schließlich verläuft der Schlafrhythmus in verschiedenen Phasen. Es ist ein ganz natürliches und gesundes Verhalten von Kindern, wenn sie bei ihren Eltern (weiter-)schlafen wollen, gerade dann, wenn sie schlecht geträumt haben oder ihnen unwohl ist. Sie benötigen dann Zuwendung und Nestwärme: Trost, Beruhigung und Sicherheit durch ihre exklusiven Bindungspersonen, also ihre Eltern. Dann fühlen sich Kinder emotional sicher und gut aufgehoben. Die Befürchtung, Babys und Kleinkinder dadurch zu verwöhnen, und die Sorge darüber, einen jahrelangen Dauergast in der Besucherritze zu haben, sind nach heutigem Stand der Bindungsforschung unbegründet. Babys und Kleinkinder kann man durch diese Art der Zuwendung nicht verwöhnen.  Vielmehr wird dadurch ein kindliches Grundbedürfnis nach Schutz befriedigt.

Kinder nehmen zu Recht viel Raum und Zeit ein, bestimmen häufig den Tages- und Nachtablauf. Eltern vergessen in dieser Zeit oftmals, dass die Paarbeziehung als Basis für die Familie gehegt und gepflegt werden muss. Deshalb sollten Eltern gemeinsam überlegen, wann, wo und wie sie ihre Paarbeziehung stärken und ihre Liebe füreinander neben der Elternschaft leben können.