Auf ein Wort: Streit

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Wir lieben uns wirklich. Beruflich sind wir erfolgreich, durchsetzungsstark – und wir haben unsere Dickköpfe, sprich: Wir haben eine genaue Vorstellung davon, wie etwas sein soll. Nur haben wir selten die gleiche Vorstellung. Das führt dazu, dass wir uns ständig streiten. Über Freizeit, Haushalt, Einkäufe usw. Nach jedem Streit sind wir erschöpft und traurig. Wir versprechen uns dann, es nie wieder so weit kommen zu lassen, weil die Gründe unserer Streitereien wirklich banal sind. Bis zum nächsten Mal …

Beide haben eine gesunde Portion Selbstbewusstsein in die Beziehung mitgebracht. Das grandiose Selbstbewusstsein des Partners hat auch dazu beigetragen, dass man sich ineinander verliebt hat. Endlich ein Partner, den ich akzeptieren kann, weil er/sie fest mit beiden Beinen im Leben steht. Trotzdem: Beide brauchen auch das siegreiche Gefühl, „es besser“ zu wissen, zu können und alles unter Kontrolle zu haben. Zu Beginn einer Partnerschaft kann man damit noch gut umgehen, weil im Zustand des Frisch-verliebt-seins die Sinne vernebelt sind. Später muss aber jedes Paar mühsam Differenzen klären und aushandeln.

Hier helfen Paaren eingeübte und angewandte Kommunikationsregeln: „Wir haben unterschiedliche Ansichten, und ich möchte dies mit Dir klären, ohne, dass ich Dich besiegen möchte!“ Manchen Paaren, die sich nur um Banalitäten streiten und sich daran nicht gewöhnen möchten, hilft es auch, den Streit in einen vorher festgelegten, nicht so schönen und gemütlichen „Streitzimmer“ (Arbeits-, Abstell-, Gästezimmer usw., nicht das Schlafzimmer!) zu verlegen. Sucht man bei Zank konsequent diesen Raum zusammen auf, wird einem schnell bewusst, wie albern und simpel der Streit eigentlich ist. Effekt: Gegenseitige Wut wird mit mehr Humor genommen – und man setzt sich nur mit wirklich wichtigen Themen auseinander, oft auch ohne Streit.