Auf ein Wort: Nebenbeziehung

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Tim berichtet: Seit etwa einem Jahr habe ich eine Neben-Beziehung. Wir treffen uns regelmäßig und haben eine gute und lustvolle Zeit. Wir sind ineinander verknallt. Jetzt möchte sie gern mehr: mit mir Leben und öffentlich ein Paar sein. Ich möchte mich aber nicht von meiner Frau trennen. Zuerst hatte meine Geliebte Verständnis dafür, aber mittlerweile leidet sie darunter. Ich möchte, dass alles so bleibt, wie es ist, obwohl es für mich täglich anstrengender wird und ich oft ganz verzweifelt bin. Ich fühle mich meiner Frau gegenüber schuldig und auch meiner Geliebten. Was kann ich tun?

Tim hat sich wahrscheinlich ohne böse Absicht in ein Doppelleben hinein manövriert. Jetzt wird es kompliziert, denn ein langanhaltendes Doppelleben laugt einen schnell aus. Längere Zeit kann man nicht mit zwei Partnern eine Liebesbeziehung gleichzeitig führen. So ein Doppelleben kann krank machen, weil man permanent mit der Angst leben muss, dass das Geheimnis aufgedeckt wird.

Tim sollte herausfinden, was er wirklich möchte. Das ist nicht einfach und kann die bisherige Welt vollkommen auf den Kopf stellen. Um dauerhaft glücklich zu werden, führt daran aber kein Weg vorbei. Welche Sehnsüchte haben dazu geführt, dass er sich auf ein Doppelleben eingelassen hat? Könnte er perspektivisch diese Sehnsüchte auch mit seiner Frau (aus)leben. Liebt Tim seine Frau oder seine Geliebte? Es geht tatsächlich um die Frage, ob Tim seine Frau liebt und nicht darum, ob es für ihn aushaltbar ist, mit ihr zusammen zu leben. Diese Frage sollte Tim für sich klären und die Konsequenzen ziehen – in die eine oder andere Richtung. Letztendlich ist er für sein Leben verantwortlich. Nicht für das Leben seiner Frau oder Freundin.