Auf ein Wort: Entwicklung

Geschrieben von Berthold Glauer-Voß | Veröffentlicht in Schlei.Journal | am

Eigentlich haben wir als Paar alles was man braucht: Gesundheit, Harmonie, keine Geldsorgen, die Kinder sind die Besten, aus dem Gröbsten raus und werden flügge. Doch jetzt fängt meine Frau an, unser Leben auf den Kopf zu stellen. Sie möchte umziehen, ernährt sich vegetarisch, engagiert sich in einem Verein und möchte eine zeitaufwendige Umschulung machen. Jede Menge Veränderungen, die mich beunruhigen. Bin ich ihr nicht mehr gut genug?

Die meisten Menschen lieben das Gute und Bewährte im Alltag. Das ist in langjährigen Partnerschaften nicht anders. Wenn dann ein Partner beginnt, etwas oder sogar viel Neues auszuprobieren, sich zu verändern oder das Leben grundsätzlich anders angehen möchte, kann das beim Gegenüber schnell Unsicherheit oder Angst auslösen. Schließlich wird die beruhigende Routine im Beziehungsalltag dadurch (teilweise) in Frage gestellt. Etwas im Leben und Zusammenleben ändern zu wollen, hat auch immer weitreichendere Konsequenzen: Verändere ich mich, verändert es meist automatisch auch das Leben meines Partners oder sogar meinen Partner. Grundsätzlich sind Veränderungen aber gut für Beziehungen. Das persönliche Bedürfnis nach Weiterentwicklung bringt auch Dynamik in erstarrte Beziehungen. Veränderungswünsche des Partners sollten deshalb nicht dahingehend interpretiert werden, dass die komplette Beziehung Infrage gestellt wird. Aus der Sicherheit in einer Partnerschaft heraus können sich vielmehr Wünsche entwickeln und entfalten, weil eine gute Beziehung auch immer Raum für Autonomie gibt. Wichtig: Das Leben nicht vollkommen auf den Kopf stellen und stets den Partner und somit das gemeinsame Wohl im Blick behalten. Dazu gehört aber auch auf beiden Seiten Mut – und die Bereitschaft, Neues, Anderes und die damit verbundenen  Unsicherheiten auszuhalten, bis sich die Liebe neu sortiert hat.